Wie schon so oft habe ich Martin Hösl und seinen Verein Hoffnung für eine neue Generation e.V. nach einer Anlaufstelle für uns gefragt. Wie immer kam postwendend ein Vorschlag, der perfekt in unsere Planung gepasst hat. Das spart mir viel Recherchearbeit und gibt allen, die uns mit Spenden unterstützen die Sicherheit, dass die Sachen auch dahin gelangen, wo sie gebraucht werden. Dieses Projekt haben wir im Rahmen einer Urlaubsreise durchgeführt. Ein dickes Dankeschön auch an meine Begleiter Maren, Rebecca, Marion und Jürgen, dass ihr dafür nicht nur Zeit geopfert, sondern euch auch aktiv Spenden für dieses Projekt gesammelt habt!
Um zwanzig vor Zehn fahren wir In Pianu des Sus los. Mein Navi führt uns zur Autobahnauffahrt, ich sehe aber in Vintu de Jos einen Wegweiser nach Alba Julia. Deshalb drehe ich beim nächsten Kreisverkehr und fahre dahin zurück. Am Ortseingang von Karlsburg, wie Alba Julia von den Siebenbürgern genannt wird, überqueren wir die Mureș. Der Fluss wird uns heute den größten Teil der Strecke begleiten. Der Kindergarten, den wir anfahren möchten, befindet sich direkt an der Hauptstraße, unweit der Festung. Wie so oft, stimmt auch hier die Hausnummer im Navi nicht mit den Gegebenheiten vor Ort überein. Vor einer alten Backsteinkirche finden wir genug Platz, um anhalten zu können. Die richtige Hausnummer sehe ich dann schräg gegenüber.
Ich überquere die Straße, die Tür des Zaunes zum Gradinita Emanuel ist zugesperrt. Macht auch Sinn bei der belebten Straße. Auf mein Klingeln reagiert auch niemand, doch ich höre Kindergeschrei. Ich stelle mich auf die Mauer, um über das Blechtor blicken zu können, und sehe die Kinder im Garten spielen. Eine Erzieherin hat das Handy am Ohr und nimmt mich lange Zeit nicht war. Erst als die Kinder sie auf den wild fuchtelnden Typen da am Zaun hinweisen, kommt sie heran. Sie öffnet die Tür, ich sage ihr, wer ich bin und das mein Besuch von Werner angekündigt worden ist. Sie weiß überhaupt nicht, worum es geht.Mein rumänisch reicht leider nicht aus, um das alles umfassend zu erklären. Nach ein paar vergeblichen Versuchen bitte ich sie über die Straße, um ihr die Hilfsgüter zu zeigen.
Dort sehe ich einen Mann mit dem Rest des Teams diskutieren, ein Handy wird herumgereicht. Als ich dazukomme drückt manmir das Handy in die Hand. Am anderen Ende der Leitung spricht mich eine Frau an und fragt, was ich will. Wir haben Hilfsgüter dabei, sage ich, worauf sie meint, sie kommt vorbei.
Dann kommt eine Nonne aus der Tür der Backsteinkirche, vor der wir parken. Der freundliche Passant hat unseren Parkplatz und die Hilfsgüter mit der Kirche in Verbindung gebracht und auch noch eine Telefonnummer zur Hand gehabt, was für ein Glück. Leider sind unsere Sachen aber dann doch nicht für sie bestimmt. Ich bitte sie dennoch, mir als Übersetzerein beizustehen, was sie auch gerne macht. Als ich ihr mein Anliegen auf deutsch erkläre und sage, dass wir die Adresse vom Verein Hoffnung für eine neue Generation e.V. habe, klingelt es auch bei der Erzieherin. Plötzlich kann sie uns mit dem Verein in Verbindung bringen. Wir bedanken uns bei der Nonne für die Unterstützung. Dann drehe ich und stelle mein Auto vor das Tor des Kindergartens.
Wir beginnen damit, Auto und Dachbox auszuladen. Ein paar der Kinder, die neugierig nach vorne gekommen sind, unterstützen uns dabei. Jeder an einer Ecke der Vakuumbeutel schleppen sie zusammen mit uns die Sachen ins Haus. Dann wennde ich erneut und stelle mein Auto zurück vor die Kirche, damit Jürgen Platz für sein Gespann hat. Auch hier gewinnt das Auto deutlich an Federweg, nachdem die Sachen entladen sind. Zusammen mit den Kindern und den Erzieherinnen bringen wir die Sachen in einen Raum, der damit zur Hälfte ausgefüllt ist. Wir machen ein Übergabefoto, bevor wir etwas zu trinken angeboten bekommen und zu einer kruzen Führung eingeladen werden.
In einem der Räume sitzt eine Gruppe Kinder am Boden und ist dabei, das ABC zu lernen. Der größte Teil der Kinder befindet sich draußen im Garten. Hier wird in verschiedenen Gruppen gemalt, gespielt oder einer Geschichte zugehört. Ein großes Plakat – der Baum der Freundschaft – ist gerade fertig gewoden und wird uns stolz präsentiert, bevor man eine Möglichkeit sucht, das Werk an der Mauer zu befestigen. Es zeigt einen Baum, dessen Blätter mit den Handabdrücken der Kinder gebildet werden. Eine Gruppe Kinder wird zu einem Chor zusammengestellt, die uns ein paar Lieder vorsingen – auch eines in Englisch, was mich ein wenig wundert, weil keine der Erzieherinnen diese Sprache spricht.
Der Turnlehrer kommt vorbei. Er spricht gut Englisch und erklärt uns, dass er hier zweimal die Woche ehrenamtlich vorbei kommt, um ein wenig Sport mit den Kindern zu machen. Er steckt ein Stück des Gartens ab und holt dann ein Seil aus seinem Rucksack. Ob Rebecca nicht helfen mag, fragt er sie. Jeder nimmt ein Ende des Seils in die Hand und währnd sie dieses dann schwingen, ermutigt er die Kinder durchzurennen, bzw. drüber zu springen. Nach dem Heiratsantrag von vorgestern mutmaßen wir Anderen, dass auch er dem unwiderstehlichen Charme Rebeccas erlegen ist 😉
Gegen 11:00 Uhr verabschieden uns und werden mit mulţumesc şi o călătorie bună auf den Weg begleitet. Ein recht chaotischer Besuch, in erster Linie wegen der Sprachbarriere. Ich habe noch viel an meinem Rumänisch zu verbessern. Dennoch ein erfolgreicher Besuch, ich denke, die Sachen konnen hier den richtigen Menschen zu Gute. Ein herzliches Dankeschön allen, die uns unterstützt haben.
Alba Iulia, Romania
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