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31.05.2014 Libero – Bewährungsprobe (Fred)

Seit Anfang November sind wir kontinuierlich am Schweißen, Schrauben, Sanieren und Vorbereiten des Libero. Vom März und den halben Mai mal abgesehen, da war ich mit dem Motorrad unterwegs. Immer, wenn wir meinten, fertig zu sein, tauchte ein neues Problem auf. Kein Grund für uns, zu resignieren. Denn was zu Hause kaputt geht, muss nicht auf der Tour repariert werden, wo man unter Umständen keinen Händler findet und auch nicht via Internet den Rat der Libero-Entusiasten einholen kann. Wir haben alles selber repariert und dabei auch ein wenig Wissen zum Libero aufgebaut.
Zugegeben, in den letzten Wochen kroch schon mal der Gedanke durch die Synapsen, dass noch so viel zu machen ist und die Zeit dafür immer knapper wird.

Heute sind diese Gedanken einer Zuversicht gewichen, dass der Libero durchhalten wird. Wieso gerade heute am 31. Mai 2014? Weil wir beschlossen haben, unser letztes gemeinsam freies Wochenende vor der Rallye für eine Bewährungstour zu nutzen. Dann bleibt noch ein wenig Zeit, das ein oder andere zu optimieren.
Die Matratze ist drin, ebenso das Moskitonetz, welches Elisabeth an den Libero angepasst hat. Wir packen noch unsere Reisetaschen und das Bettzeug dazu – überlegen in aller Ruhe, was wir wo verstauen können. Es geht uns erstmal nicht darum, viele Kilometer zu fahren, sondern eher darum, ein Fahrgefühl zu entwickeln und eine Probeübernachtung im Auto zu machen (Ich weigere mich, diese am Parkplatz vor dem Haus durchzuführen 😉 ).

Gegen Mittag fahren wir los, erstmal raus zur Werkstatt. Ich habe gestern den Dachgepäckträger komplettiert. Aus Alublech wurde ein Kanisterhalter, eine Zarges-Box fürl Öl, Gasflachen und Werkzeug und ein zusätzliches Ersatzrad soll auch noch mit, denn standartmäßig hat der Libero nur ein Notrad an Bord. Weil der seltene Gepäckträger dabei unversehrt bleiben soll, habe ich die Bretter einer Einwegpalette zu Hilfe genommen.
Zu zweit heben wir den Dachträger auf den Libero. Dann geht es wirklich los. Navi ist heute erlaubt, Autobahnen vermeiden wir rallyekonform. Eine feste Route haben wir nicht im Kopf, nur eine Idee: Bei der Rallye werden wir die Ostsee umrunden, für die Bewährungsprobe machen wir eine Bodensee-Umrundung.

Elisabeth übernimmt heute die Rolle des Fahrers. Sie hat bisher am wenigsten Praxis mit dem Libero. Die zusätzlichen Aufbauten am Dachträger sorgen beim eh schon windempflindlichen Libero für noch mehr Angriffsfläche. Darauf wollen wir uns beide einstellen. Souverän lenkt sie den kleinen Vierradler durch die Kurven des Allgäu. Über Schwabhausen, Landsberg und Waal geht es nach Jengen, wo wir auf die B12 wechseln. Ab Kempten suchen wir uns wieder kleine Straßen, sonst bin ich hier meist mit dem Motorrad unterwegs.
Kurz vor Lindau wechseln wir auf die B31, die uns am Bodensee entlang führt. Einem Hinweis zu einem Einkaufszentrum folgen wir, weil wir eine ‚Mission‘ zu erfüllen haben, Stichwort: Forenkeks. Herrlicher Sonnenschein macht auch im Auto warm und wir wollten den Schokokeks nicht im geschmolzenen Zustand übergeben. Deshalb besorgen wir ihn erst hier. Der Laden ist krass. Ich habe noch nie so viele unterschiedliche Arten eines Keks nebeneinander gesehen – das gilt auch für das restliche Angebot. Von der Warenvielfalt am ehesten zu vergleichen mit der Julius Mall in Timisoara. Wir nutzen die Gelegenheit auch gleich, um eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen.
Dann setzen wir unsere Fahrt fort. Wir wollen jemanden besuchen, der uns im Liberoforum immer mit Rat und auch Ersatzteilen zur Verfügung stand. Weil wir uns keinen Zeitdruck machen wollten, haben wir uns nicht angekündigt, sondern die Adresse im Internet recherchiert. In Markdorf biegen wir ab in Richtung Norden und finden die Adresse, nachdem wir einen Passanten gefragt haben. Als wir mit dem Libero anrollen, winkt man uns schon von Weitem freundlich zu – Frank ist aber leider nicht da. Eine Nachbarin sagt uns, dass er wohl auf der Baustelle sein wird in Deggenhausertal, ca. 30km entfernt. Die Adresse hat sie aber nicht. Wir fahren dahin und rufen am Ortseingang bei Frank an. Der gibt uns die Adresse und freut sich riesig, als wir wenig später eintreffen. Flugs wird eine Bierzeltgarnitur auf der künftigen Terasse aufgestellt – natürlich erst, nachdem die feierliche Übergabe des Forenkeks fotografisch festgehalten wurde 😉 (Das mit dem Forenkeks ist ein Insider – schwer für Nichtbeteiligte zu erklären).

Die Zeit vergeht im Nu, irgendwann drängen wir zum Aufbruch, denn wir wollen ja noch fahren. Eine herzliche Verabschiedung geht einher mit einem Fotoshooting der beiden Liberos, wir bekommen noch wertvolle Tipps mit auf den Weg.

Dieser führt uns nach Donaueschingen. Wir waren ja schon an der Mündung der Donau ins schwarze Meer – nun wollen wir auch mal das andere Ende kennen lernen. Leider wird die Quelle gerade restauriert und ist derweil ‚umgezogen‘. Zu sehen ist über den Bauzaun nur ein rundes Betonbassin mit ein wenig Wasser darin. Ein einheimisches Päärchen erklärt uns, dass die Donauquelle eigentlich nur symbolisch ist, weil sie mehr oder weniger unterirdisch entsteht. Hydrologisch beginnt die Donau dort, wo die beiden Quellflüsse Brigach und Breg zusammenfließen.

Die Sonne steht schon tief am Horizont, es wird Zeit, einen Platz für die Nacht zu suchen. Ich habe schon bei der Hinfahrt eine geeignete Stelle gefunden, die Abfahrt dazu verpassen wir jedoch. Weil wir nicht extra umkehren wollen, suchen wir weiter. Es gibt hier mehrere spitzer Vulkankegel. Wir versuchen, einen von diesen zu erklimmen, scheitern aber an einer Schranke. Da es mittlerweile schon Nacht geworden ist, schlage ich vor, die Nacht am Parkplatz zum Hohentwiel – einem ebensolchen Vulkanberg bei Singen zu verbringen. Dort war ich schon und weiß, dass wir Ruhe haben. Vorher halten wir noch an einem Landgasthof für ein leckeres Abendesssen.
Ein Wohnmobil steht schon da, wir suchen uns eine schöne Ecke am Parkplatz und bauen unser Fahrzeug um. Na ja, eigentlich stellen wir nur die Sachen, die hinten auf dem Bett standen, auf die Vordersitze. Noch schnell Zähne geputzt, dann ab unters Moskitonetz. Elisabeth schläft nach wenigen Minuten ein, ich hänge noch etwas meinen Gedanken nach.

Als wir morgens aufwachen, ist es noch still im Wohnmobil. Eine kurze Morgentoilette, dann starten wir den Motor des Libero. Fast 10 Stunden waren wir hier, ob wir auf der Rallye solche Pausenzeiten auch schaffen? Wir rollen den Berg hinab und halten uns dann östlich. Nachdem wir Singen hinter uns gelassen haben, erreichen wir bald wieder den Zeller See, der in Konstanz in den Bodensee mündet. Dort suchen wir uns einen Parkplatz und anschließend ein Café für unser Frühstück. Auch heute wieder Kaiserwetter. Wir sitzen draußen, genießen die Sonne und das Frühstück und die gemeinsame Zeit. Außer ab und an mal Auspuffpatschen läuft der Libero super, die Freude auf die Rallye steigt rapide.
Nach dem Frühstück gehen wir zu Fuß durch die Gassen und Gässchen von Konstanz und lassen uns von der Altstadt verzaubern.
Es ist schon Mittag, als wir durch den Hafen zurückschlendern zum Parkplatz und den Libero besteigen. Gerade mal 50 Meter sind es bis in die Schweiz, der Verker wird aber anders geführt. Nach wenigen Kilometern sind wir dann doch bei den Eidgenossen und suchen die von Frank empfohlene Tankstelle auf, um den Tank und die Reservekanister zu füllen.
Bis Rheineck fahren wir direkt am Ufer des Bodensees entlang. Viele Menschen auf den Straßen tragen Tracht, jede Menge Oldtimer kreuzen unseren Weg.

Kaum in Österreich beginnt die nächste Bewährungsprobe für den Libero. Ab Dornbirn geht es bergauf – und zwar richtig. Doch auch das meistert unser Kleiner, wenn auch manchmal im  niedrigen Gang und gemächlichem Tempo. Hier spürt man die Grenzen des kleinen 1.200ccm Dreizylinders. Nachdem wir den Oberfallenberg und den Bödele erklommen haben, geht es wieder bergab nach Schwarzenberg, wo wir dem Tal der Bregenzerach folgen. In Au biegen wir rechts ab nach Damüls, bzw. Faschina, wo wir einen Freund besuchen wollen, der dort eine Motorradpension betreibt. Auch hier geht es wieder heftig bergan, bevor wir ein Stück weit vor Damüls gestoppt werden. Sperre wegen einer Motorsportveranstaltung steht auf dem Schild und man kann das Brüllen hochgezüchteter Motoren an den Felswänden widerhallen hören.
Dann kehrt Ruhe ein und die Sperre wird geöffnet. Jede Menge Zuschauer am Rand der Straße und vielen davon zaubert unser kleiner bunter Schuhkarton ein Lächeln ins Gesicht. Einige geben uns mit Gesten zu verstehen, dass sie unser Auto mögen.
Bei Stefan im Hotel sitzen zwei Männer. Der kleine aufgemotzte Fiat 500 auf dem Autohänger vor der Tür gehört zu ihnen. Getriebeschaden, meint der Fahrer lapidar, während er seinen Kummer mit einem Schluck Bier zu ertränken versucht. Nächstes Jahr komme ich wieder.
Stefan freut sich über unseren Besuch und macht die anderen Gäste und auch seine Bedienung aufmerksam auf ein Bild an seiner ‚wall of fame‘, dass Elisabeth und mich am Kaspischen Meer zeigt. Bei der Allgäu-Orient-Rallye 2012 war Stefan einer unserer Sponsoren.

Es ist an der Zeit aufzubrechen. So verabschieden wir uns und fahren zurück nach Au – natürlich auch diesmal mit Zwangspause, während die Rennboliden einen weiteren Lauf absolvieren. Wieder links das Brigacherautal hinab und dann in Bersbusch über einen kleinen Pass nach Hittisau zurück ins Allgäu. Vor der Grenze nochmal Tanken – Fran hatte Recht, Österreich ist billiger als die Schweiz ;).

In Oberstaufen machen wir einen kurzen Schlenker über Steibis, aber Marlie und Wilfried – die Organisatoren der Allgäu-Orient-Rallye sind nicht zu Hause. In Nellenbruck treffen wir wieder auf die Route, die wir gestern schon gefahren sind und folgen dieser in umgekehrter Richtung.
Auch Lona und Reinhold sind nicht zu Hause, unseren kleinen Schlenker über Lamerdingen verlängern wir über Igling und Kaufering nach Schwabhausen zurück auf die gestrige Route.

Gegen 19:30 kommen wir zu Hause an.

Fazit: Ein wunderschönes Wochenende bei herrlichem Wetter. Libero lief ohne Probleme. Übernachtung ohne Probleme. 31 Stunden unterwegs und dabei 744km zurückgelegt.

Fred: