Wenn ich die Sachen bei unseren Projekten vorbei bringe, frage ich meistens auch nach, ob ein gezielter Bedarf besteht. Maja vom Kinderheim in Ghimbav hat mir daraufhin mal gesagt, es wäre toll, wenn wir ein Auto für den Florin – den Kinderpsychologen, der u.a. die Kinder im Sama betreut – auftreiben könnten. Bisher nimmt er den Zug oder den Bus und braucht so gut 2 Stunden von zu Hause bis ins Kinderheim. Oder Maja leiht im mal ihr eigenes Auto aus, was er aber ungern macht und das dann auch immer bezahlen will.
Florin benötigt das Auto nicht nur, um von zu Hause zur Arbeit zu gelangen. Vielmehr wird es auch benötigt, um mit den Kindern zu Ärzten zu fahren, zu den Angehörigen oder zu den Behörden.
Vor ein paar Wochen bekam Elisabeth eine Anfrage von einer Arbeitskollegin, ob wir noch Bedarf haben. Schon vor längerer Zeit hatte Elisabeth das man in der Arbeit kommuniziert. Na klar haben wir Interesse. Nachfragen, was es für ein Auto ist und nach Zustand etc. konnten aber nur teilweise beantwortet werden, weil das Auto bereits längere Zeit bei einem Autohändler zum Verkauf angeboten wurde. Nur dass es ein Polo, Baujahr 2000 ist.
Ich habe daraufhin erstmal bei Maja nachgefragt, ob das Thema noch aktuell ist. Die Freude war groß, dass wir ein Auto gefunden haben. Also habe ich mal zugesagt und habe einen Termin abgesprochen, wann das Auto zu meiner kleinen Werkstatt gebracht werden kann.
Da kam er dann angefahren, ein blauer Polo-Kombi. Äußerlich sah er noch ganz gut aus, ein paar Kratzer und Dellen sind lediglich Schönheitsmakel. Was mir aber noch auffällt ist, dass der TÜV bereits abgelaufen ist. Weil man ohne TÜV auch keine Kurzzeitzulassung oder Ausfuhrkennzeichen bekommt, frage ich, ob es möglich ist, das Auto so lange angemeldet zu lassen, bis ich beim TÜV vorstellig werden kann.
Das ist kein Problem, ich verspreche im Gegenzug, das Auto nach dem TÜV-Termin sofort abzumelden.
Ein paar Roststellen bessere ich aus, geschweißt werden muss nichts. Das Heckklappenschloss funktioniert nicht und wird von mir in Ordnung gebracht; der Heckscheibenwischer verweigert ebenfalls seinen Dienst, ich baue in kurzerhand ab. Was nicht da ist, muss auch nicht funktionieren.
Die Fahrt zur Prüfstelle nutze ich für ein paar Vollbremsungen. Ich habe dazu extra eine kaum befahrene Straße gewählt und achte natürlich darauf, dass vor und hinter mir niemand ist. Schnell stellt sich die volle Bremswirkung ein, das Auto stand halt auch lange Zeit, so dass die Bremsscheiben Flugrost angesetzt haben.
Vor der Prüfstelle steht bereits ein Fahrzeug, ein weiteres ist gerade auf dem Prüfstand in Arbeit. Noch ca. eine Stunde bis die Prüfstelle Feierabend macht, das sollte klappen. Es ist nur ein Prüfingenieur da, der Fragt mich, was gemacht werden muss: Hauptuntersuchung, antworte ich. er erzählt mir, dass sie heute drei Stunden keinen Strom hatten, und er deshalb etwas im Verzug ist. Aber er nimmt mich auf jeden Fall noch dran, entscheidet er nach einem Blick auf die Uhr.
Ich bin an der Reihe. Er fährt auf den Bremsenprüfstand – alles im grünen Bereich. Lichter, Blinker, Hupe – auch ok. Als nächstes fährt er die Hebebühne hoch und sieht sich das Auto von unten an. Ich begleite ihn, weil ich bisher auch noch nicht drunter geschaut habe. Die Basis ist in einem bemerkenswert guten Zustand, nur ein paar Anbauteile haben leichten Rostansatz.
Dann gibt es aber doch ein Problem: Beim Testen der Traggelenke stellt isch heraus, dass diese ausgeschlagen sind. Einer der Reifen hat auch eine Beschädigung und letztendlich bemängelt er auch noch das Tragbild der Bremsscheiben. Die abschließende Abgasuntersuchung besteht er ebenfalls nicht mit einem Wert, der knapp außerhalb des Grenzwertes liegt.
Mit dem Mängelbericht mache ich mich dann auf den Rückweg zu meiner Werkstatt und überlege mir, wie ich weiter vorgehe. Bis auf die Abgasprüfung ist es kein großes Problem, das kriege ich hin. Die AU ist halt ein Risiko, da ich das selber nicht messen kann.
Aufgrund des ansonsten recht guten Zustand des Fahrzeugs entscheide ich mich dann doch dafür, das Auto herzurichten. Nachdem ich die Kennzeichen abgeschraubt habe, stelle ich es in die Werkstatt und fahre mit meinem Auto nach Hause.
Dort berichte ich Elisabeth den aktuellen Stand und meine Entscheidung. Am nächsten Tag fahre ich auf dem Weg zur Arbeit noch schnell beim Bürgerbüro vorbei und melde den Polo wie versprochen ab.
Drei Stunden später ruft mich Elisabeth an, dass sie ihrer Kollegin das Resultat des TÜV-Besuchs mitgeteilt hat. Die meinte dann, es wäre überhaupt kein Problem, das Auto angemeldet zu lassen, bis ich die Hauptuntersuchung bestanden habe – zu spät.
Ich bestelle die Ersatzteile und fange an, das Auto zu reparieren.
Eigentlich sind die Traggelenke immer sehr mühsam zu wechseln. Das funktioniert hier ganz gut, sie sind nicht genietet, wie ich das bisher kannte, sondern geschraubt. Nur die Schraube am Dreieckslenker braucht ein paar Kniffe, bis sie sich überreden lässt, heraus zu kommen.
Nachdem ich das jeweilige Traggelenk erneuert habe, säubere ich den Bremmsattel und baue neue Scheiben und Beläge ein.
Nächster Punkt ist die Abgasgeschichte. Ich sehe, dass der Schlauch für die Kurbelgehäuseentlüftung ein großes Loch hat, das Kunstsoff-Wellrohr des Luftfilterkastens ist auch zerbröselt. Letzteres repariere ich mit Schweißband, den Kurbelgehäuseschlauch besorge ich neu. Einen neuen Luftfilter sowie neue Zündkerzen bekommt der Polo ebenso und dabei nehme ich auch gleich noch ein Drosselklappenreinigungsspray mit. Ob es das alles braucht, weiß ich nicht, ich kann die Abgasmessung selber nicht durchführen. Aber die paar Euro kommen günstiger als ein weiterer Vorstellungstermin beim TÜV.
Dann ist alles soweit zur Nachprüfung. Da das Auto abgemeldet ist, besorge ich mir einen Hänger, mit dem ich den Polo nach Mering transportiere. Ein Auto steht gerade in der Halle, ein Motorroller kommt noch vor mir dran.
Die Wartezeit nutze ich, um den Polo abzuladen. Dann bin ich auch schon dran. Erneut über den Bremsenprüfstand, alles ok. Er hebt das Auto hoch und begutachtet die neuen Traggelenke. Auch hier hat er nichts zu beanstanden. Dann kommt der spannende Teil: Die AU. Es braucht schon ein wenig, bis die Werte passen, was sicher auch dem geschuldet ist, dass ich das Drosselklappenreinigerspray benutzt habe und den VW auf dem Hänger zur Prüfstelle gebracht habe. Ein gut warmgefahrenes Auto ist einfach besser für die Prüfung vorbereitet.
Dann aber zeigt der Computer ein grünes Feld mit OK – Prüfung bestanden. Na, dann kann das Auto ja jetzt nach Rumänien, meint der Prüfer zufrieden – er hat sich daran erinnert, dass ich vor drei Wochen erzählt habe, dass es eine Spende für ein Kinderheim ist.
Er stellt die Papiere fertig und händigt sie mir aus. Ich zahle die Nachprüfgebühr. Dann lade ich den Polo wieder auf und bringe ihn zurück zur Werkstatt.
Ich besorge mir eine Doppelkarte für ein Exportkennzeichen. Das schafft die Option, das Auto für 15 Tage zuzulassen. So können wir es nach Rumänien bringen und müssen nicht sofort zum Kinderheim, denn das würde uns einen Tag kosten, den wir zum Arbeiten benötigen. Nach dem Arbeitseinsatz fahren wir sowieso in diese Richtung.
Am Tag vor der Abfahrt gehe ich zur Zulassungsstelle und melde den Polo an. Als Elisabeth dann abends nach Hause kommt, fahren wir raus, schrauben die Kennzeichen dran und holen ihn ab.
Der Tag der Abreise beginnt wie immer erst am Nachmittag, weil ich vormittags noch ins Büro muss. Anschließend beladen wir die beiden Autos mit unseren Sachen, Material für die Baustelle und Hilfsgüter fürs Kinderheim. Es ist schon weit nach 16:00 Ihr als wir loskommen.
Elisabeth fährt den Polo. Als wir in Passau halten um die Vignetten für Österreich zu kaufen, meint sie, sie hätte Probleme beim Schalten. Als wir wenig später zum Tanken halten, sagt sie, sie würde gerne Auto tauschen. Kein Problem. Ich setze mich in den Polo, starte den Motor und legen einen Gang ein – das Auto macht gleich einen Satz nach vorne. Die Kupplung trennt nicht richtig, das Problem ist aber schnell gefunden: Die Fußmatte hatte sich nach vorne geschoben und hat verhindert, dass man das Kupplungspedal ganz durchtreten kann.
Wir fahren noch ein gutes Stück bevor wir dann einen Parkplatz anfahren und uns zum Schlafen in den Mazda zurück ziehen.
Am nächsten Tag kommen wir Problemlos durch Österreich, Ungarn und auch Rumänien bis nach Cincu. Dort lassen wir den Polo erstmal stehen und fahren mit dem Mazda zu unserer Wohnung.
Der Arbeitseinsatz dauert dann doch länger als geplant. Wir brauchen auch etwas Material vom Baumarkt und so nutzen wir den Sonntag, um beides zu verbinden. Die großen Baumärkte haben in Rumänien auch am Sonntag auf. Nach dem Einkauf fahren wir mit einem kleinen Umweg über einen Waschplatz zum Kinderheim. Ich will den Polo sauber übergeben. Wir finden auch gleich eine leere Waschbox. Diese Waschboxen sind hier relativ neu und werden ebenso intensiv genutzt wie in Deutschland. Die Männer waschen und putzen ihre Autos, für die Frauen wurde nebenan extra ein Cafe eingerichtet, wo diese die Wartezeit überbrücken.
Am Kinderheim angekommen, macht uns niemand auf. Gut, wir haben uns auch nicht angekündigt. Kurzerhand greife ich zum Telefon und rufe Maja an. Die ist da, hat die Klingel jedoch nicht gehört. Bis sie zur Tür kommt, kommt auch die komplette Belegschaft des Kinderheims heran marschiert. Sie waren in der Kirche. Wie immer werden wir stürmisch begrüßt, wir laden die mitgebrachten Sachen aus dem Mazda und aus dem Polo aus, bevor wir zum Mittagessen komplimentiert werden. Danach nehmen wir uns noch etwas Zeit für Gespräche, während die Kinder die mitgebrachten Sachen in die ‚camera mare‘ schaffen, dann wird es aber auch schon wieder Zeit, aufzubrechen. Nicht, ohne zuvor noch ein Foto der Schlüsselübergabe mit Maja zu machen.
Nachdem der Besuch dann doch recht kurzfristig umgesetzt werden musste, konnte der Florin das Auto nicht persönlich in Empfang nehmen. Das werde ich beim nächsten Besuch nachreichen.
Ein herzliches Dankeschön an Paul Dietrich für das Auto und an die Geldspender, die unsere Ausgaben ein Stück weit mitgetragen haben.
Hier die Kostenaufstellung für dieses Projekt:
VW Polo für Ghimbav | Spende |
TÜV+AU | 110,00 € |
Außerbetriebbsetzung | 7,50 € |
Zündkerzen, Luftfilter, Drosselklappenreiniger | 76,60 € |
2x Traggelenk | 20,90 € |
Kurbelgehäuseentlüftungsschlauch | 10,77 € |
Bremsscheiben und Beläge vorne | 28,21 € |
TÜV-Nachprüfgebühr | 20,00 € |
Ausfuhrversicherung | 59,99 € |
Zulassung | 53,20 € |
Vignette Österreich | 9,20 € |
Matrica Ungarn | 12,96 € |
Rovinieta Rumänien | 7,00 € |
Benzinkosten | 185,26€ |
Summe | 601,59 € |
Spende Florian | -190,00 € |
Überschuss aus Wäschewagen-Projekt | -23,91 € |
Von uns bezahlt | 387,68 € |