22.11.2015 Nouakchott (Fred und Elisabeth)
Während ich den Tag in Nouakchott verbracht habe, war Elisabeth bei der Strand-Tour dabei. Deshalb auch heute wieder zwei Berichte.
Fred
Der Tag beginnt auch heute wieder mit … warten. Für 08:00 Uhr ist Ali angekündigt, ich glaube mittlerweile nicht mehr an Termine. Und ich habe recht. Es passiert nichts. Weder eine Information über den Zustand des Patrol, noch über unsere Riemenscheibe. Bis Mittag warten wir, versuchen Salek zu erreichen und neues über den Stand unserer Reparaturen herauszufinden. Dann beschließen wir, die Stadt ein wenig kennen zu lernen. Es gibt hier aus Saudi-Arabien finazierte große Moschee und auch den Königspalast – und wir sind gar nicht weit davon entfernt. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage wurde Nouakchott 1958 als Landeshauptstadt auserkoren. In rasantem Tempo wuchs die Stadt von 500 Einwohnern auf knapp 900.000 heutzutage. Die meisten leben nicht im Stadtkern, wo wir uns gerade befinden, sondern weiter außerhalb in provisorischen Unterkünften ohne Infrastruktur. Die Innenstadt selber ist nach einem Schachbrettmuster aufgebaut, zwei große, mehrspurige Straßen kreuzen sich im Zentrum. Soweit zu den Informationen aus unserem Reiseführer, den Elisabeth dankenswerterweise zurückgelassen hat.
Zuerst gehen wir zu der Bank, bei der Elisabeth und ich schon Geld geholt haben. Peter verschwindet in der Telefonzellengroßen Kabine um den Geldautomaten und kommt mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück. Heute hat es geklappt. Laut Stadtplan sind wir gar nicht weit vom Palast entfernt, also gehen wir die Straße weiter, die vor der Bank rechts abzweigt. Na ja, recht einladend schaut die Ecke nicht gerade aus, die Straße macht einen Schwenk nach links und da sehen wir rechter Hand eine hohe Betonmauer mit Nato-Stacheldraht und einer deutschen Flagge. Ein kleines Schild eröffnet uns, dass es die Deutsche Botschaft ist, die sich hinter der Mauer verbirgt. Wir gehen weiter und noch an anderen Botschaften vorbei: Russland, Chile, Spanien … alle Gebäude sehen ziemlich heruntergekommen aus, die Deutsche Botschaft macht hier die einzige Ausnahme.
An der nächsten Ecke schwenken wir nach rechts und kommen einige hundert Meter weiter in ein Wohngebiet. Ein kleiner Junge kreuzt die Straße mit einem großen Spielzeuglaster, in dessen Kipper er das Spülwasser wegbringt. Ab und an bekommen wir einen Blick in einen Hof oder einen Hausflur. Ein Hotel gibt es da auch, aus europäischer Sicht nicht sehr einladend, doch es stehen dicke Mercedes vor der Tür, aus denen gerade Gepäck ausgeladen wird. Dann erreichen wir eine Ecke mit einer riesigen, vier bis fünf Meter hohen Mauer. Hier muss der Palast sein. Alle 50m ist ein Wachturm in die Mauer integriert, darauf steht jeweils ein Soldat mit Maschinenpistole.
Wir folgen der Straße, bis sie nach rechts abknickt. Von weitem ist das große Tor zu sehen, was in das Grundstück hineinführt. Wir gehen in diese Richtung, ein kleiner Transporter kommt uns entgegen. Hinten hat er keine Türen, innen an den Längswänden sind Bretter als Sitzgelegenheit befestigt. Alle Plätze besetzt, ein paar Frauen stehen tanzend in der Mitte des Laderaums. Solche Busse sehen wir heute noch öfter.
Als wir in die Nähe eines Wachturms kommen, gibt uns der Soldat ein Zeichen, dass wir die Straßenseite wechseln sollen. Kein Problem. Na ja, erstmal. Denn als wir den Haupteingang zum Palast erreicht haben, beginnt auch auf unserer Seite eine große Mauer mit Wachtürmen. Eine Kaserne der Nationalgarde. Auch hier winkt man uns zur anderen Straßenseite, was dazu führt, dass wir im Zickzack die Straße entlang schlendern. Trotz aller Mühe, vom Palast sehen wir nur den Fahnenmast und ein kleines Stück der Dachfläche, auf der dieser steht. Während außen herum alles bräunlich und trocken ist, leuchtet schon hinter dem Eingang tiefgrünes Gras, Büsche und Bäume heraus. Schade, dass man den Palast nicht besichtigen kann. Für mich der erste, der unzugänglich ist.
Am Ende der Straße biegen wir wieder rechts ab, die nun folgende Straße führt direkt auf ein großes Gebäude zu, in dem die Mauretanische Zentralbank untergebracht ist. Hier laufen zwar auch Wachleute mit Pistoen herum, die lassen uns aber unbehelligt. Noch ein, zweimal hin und her, dann gehen wir auf die beiden Minarette der großen Moschee zu. Die Straße, in der wir uns jetzt befinden, scheint eine Art Wasch-Straße zu sein. Jede Menge an Autowäschern – Leute mit zwei Eimern, Schwamm, Lappen etc, die ihre Dienste anbieten und auch jede Menge Kundschaft, die das nutzt.
Der Muezzin ruft, viele Leute eilen auf die Moschee zu. Vor den Eingängen ein riesiger Berg an Schuhen – mir unbegreiflich, wie da hinterher jeder seine wiederfindet. Der Vorplatz der Moschee bleibt die ganze Zeit über stark bevölkert. Ich mache ein paar Fotos und stelle dabei fest, dass einige der Marmorplatten, mit denen die Minaretts verkleidet sind, fehlen. Wenn die zu so einer Zeit herunterfallen, nicht auszumalen, was da passieren könnte.
Eine Ecke weiter erreichen wir die Hauptstraße, wo ich schon mit Elisabeth war und versucht hatte, Geld zu tauschen. Als wir an einer Bank vorbeikommen, fährt neben uns einn neuer Audi A8. Ein ebenso neuer BMW überholt und sieht die Einfahrt zum Vorplatz der Bank. Ohne lange zu überlegen, zieht er nach rechts und wird vom Audi auf die Stoßstange genommen. Beide fahren rechts ran, begutachten den Schaden an beiden Fahrzeugen. Keiner wird laut, sie diskutieren sachlich. Dann geben sich beide die Hand, jeder steigt in sein Auto und fährt davon. Ohne eine Karte, ein Papier oder ähnlichen ausgetauscht zu haben. In Deutschland undenkbar.
Die letzten eineinhalb Kilometer schlendern wir durch bekanntes Terrain, saugen das emsige Treiben mit den Augen auf: Hupende Autos, Eselskarren und dazwischen Menschen, die kreuz und quer über die vielbefahrenen Straßen laufen. Am Minimarkt nehme ich noch ein paar kalte Getränke und ein paar Kekse mit, dann geht es zurück in unser Refugium.
Das Tor geht auf und Elisabeth kommt mit Salek herein. Ich wundere mich, weshalb sie die Chance nicht nutzt und am Strand bleibt. Wahrscheinlich treibt sie das schlechte Gewissen zurück. Von Salek erfahre ich, dass noch zwei weitere Autos in die Werkstatt gebracht worden sind, das unsere Riemenscheibe geschweißt wurde und morgen früh montiert werden soll. Na ja, mittlerweile gehe ich lethargisch mit solcherlei Zusagen um. Letztendlich wird es nun langsam Zeit, weil wir weiter müssen. Wir fragen Salek noch nach einer Restaurantempfehlung. Nach dem leckeren Essen gestern wollen die Josts auch heute nochmal mit uns Essen gehen.
Das Restaurant ist nicht allzu weit entfernt von dem kleinen Laden gestern. Eine große Mauer beherbergt einen großen Garten mit dem Restaurant. Innen dicke schwarze Ledersofas um niedrige Tische. Wir fragen, ob wir auch draußen sitzen dürfen und bekommen einen schönen Tisch angeboten. Dort nehmen wir Platz und lassen die Szenerie auf uns wirken. Viele Leute sind hier, das Restaurant scheint ein Insiderlokal zu sein. Ich bestelle mal wieder Tajine, weil es so gut schmeckt und weil es die unterschiedichsten Variationen dazu gibt. David bekommt eine riesige Portion Huhn und ich bin erstaunt, dass er das alles wegputzt. Noch ein paar kalte Getränke, dann zahlen wir und machen uns auf den Rückweg. Peter meint, er hätte eine Jacke mitnehmen sollen, es ist frisch in der Nacht. Als wir im Auto auf das Thermometer schauen, hat es 23 Grad.
Das Tor geht auf und ein Bus fährt herein. Die Leute steigen aus und verteilen sich in die Zimmer. Auch ein Landrover steht im Hof. Ein Ehepaar aus Holland, die eine Abenteuerreise durch Afrika unternehmen. Ich komme mit den Beiden ein wenig ins Gespräch, während sich Elisabeth ins Bett zurückzieht. Dann wird es aber auch für mich Zeit zum Schlafen. Nichtstun macht müde 😉
Elisabeth
Nach einer Tasse Tee am Morgen geht es um 10:00 Uhr los … die ersten Autos fahren über die Düne..
Das eine oder andere sandet sich ein, mit man- und womenpower werden sie wieder aus den Sandkuhlen gezogen und nehmen erneut Anlauf…… ein Riesenspektakel, an dem auch die Dorfbewohner ihren Spaß haben..
Als alle Autos gut und mehr oder weniger vollständig auf der Strandpiste stehen geht es los…
45 km am Strand entlang … was für eine Freude…Simon geniest das steuern seines Fahrzeuges sichtlich… als Beifahrer hat man das Gefühl mit dem Auto zu schwimmen, aber weich und sanft.. zeitweise reichen hohe Sanddünen bis an den Strand, Möwen und andere Vögel umkreisen uns oder steigen im Schwarm auf…die Menschen auf den Fischerbooten winken uns zu….die durch die Wellen geformten sanften Hügel überqueren wir mit angenehmen Geschaukel… es ist ein unvorstellbarer Genuss… ich fürchte fast die Dresden-Dakar-Banjul muss ich nochmals fahren, allein für diesen Genuss.
Nach Ende der Strandfahrt muss wieder eine Sanddüne und Wüstenstrecke überwunden werden… wieder verliert das eine oder andere Fahrzeug Teile, wie Stoßstange, Rückleuchte oder irgendwelche Verblendungen… alles Dinge die man nicht braucht :-)….
Auf der Fahrt zur Hauptstraße wird Mittagspause gemacht, keine Möglichkeit in den Schatten zu kommen, außer den von den Autos…aus dem nahen Dorf strömen die Kinder zu uns, laufen entlang der Autos .. und un cadeaux schallt einem entgegen … wenn Sachen ausgegeben werden, entsteht schnell ein großes Chaos.. das Team 611 entschließt sich einen Sack voller Kinderschuhe auszugeben….unbeschreiblich… sogar einzelne Schuhe werden einem aus der Hand gerissen, benutzte Socken-Paare, einfach alles wird gebraucht…
Leider habe ich ja keine Möglichkeit irgendetwas auszugeben, da unser Auto ja in Nouakchott steht. Wahrscheinlich werde ich heute mehrfach „verflucht“ „… zumindest weißt manches Verhalten darauf hin.
Nach einer Stunde geht es weiter (nachdem alle Autos wieder ihren normalen Reifendruck haben) und wir fahren in Nouakchott auf einen Campingplatz.. Wunderschöne Aussicht auf den Atlantik, idyllische Berberzelte, annehmbare Duschen und Toiletten…Sonnenschirme am Strand…
Ich besorge meinen Freunden noch eine Lage „Handtücher“ (1 Lage Bierdosen) und warte auf Salek, der mich netterweise wieder nach Nouakchott mitnimmt zu Fred und dem Jost Team.
Nachdem wir uns ausgetauscht haben gehen wir noch zusammen zum Abendessen und obwohl ich wirklich wirklich hungrig bin (habe den ganzen Tag bis auf Wasser und die Tasse Tee am Morgen nichts gegessen) schaffe ich die Portion Couscous mit Hühnchen nicht. Aber es war sehr sehr lecker.
Mauretanien