26.11.2015 Saint Louis – Banjul – Serrekunda (Elisabeth und Fred)

Da wir diese Tagesetappe in verschiedenen Fahrzeugen absolviert haben, wird auch diesmal jeder von uns einen Tagesbericht schreiben. So könnt ihr unseren Tag aus beiden Fahrzeugen heraus miterleben.


Elisabeth

Abschied vom Volvo
Abschied vom Volvo

Morgens nehmen wir Abschied von unserem Volvo… zumindest um den Dachgepäckträger ist es echt schade, dass wir ihn nicht mitnehmen können. Ich steige bei Simon ins Auto und wir reihen uns in den Rallye Treck ein. Heute stehen uns etwa 520 km Konvoi-Fahren bevor.
Zunächst fahren wir auf einer guten Straße durch Dörfer, in denen uns zugejubelt wird, überholen Kleinlaster voller Menschen, Tieren und Gepäck. Nach ca. 80 km erstes Sammeln an einer Tankstelle. Auch Simon tankt nochmal voll und überlegt, ob nicht jemand von den Aachener Wüstenfüchsen sein Auto übernehmen könnte, da er gestern wohl doch ein wenig zu feste gefeiert hat. Ich erinnere ihn daran, dass ich ja auch fahren könnte und so wechseln wir die Positionen. Ab jetzt darf ich fahren, worüber ich mich sehr freue.

Begegnungen
Begegnungen

Zwischendurch dröselt sich der Konvoi dann immer mal wieder auf und muss zwischendurch anhalten, bis wieder alle zusammen sind. Auch wenn das gefühlsmäßig mitten in einer Einöde ist, sind in Sekundenschnelle Kinder und Frauen da, um etwas zu ergatttern. Teilweise sind sie allerdings so fordernd, dass nur der Rückzug ins Auto bleibt. Trotzdem eine Erfahrung, die nachdenklich macht.
Nach Kaolack durchfahren wir eine Flusslandschaft, es ist wunderschön und heiß. Simons Auto hat eine funktionierende Klimaanlage, was für ein Segen.
Nach Kaolack kommt die angekündigte Pistenstrasse. Irgendwann fragt mich Simon ob ich extra alle Löcher durchfahre… ich verneine das, aber es ist wirklich schwierig einen Weg durch die Löcher und  Hügel zu finden, noch dazu sind immer wieder, oft nicht gleich erkennbare Bumper eingebaut, leicht an die 50 cm hoch…unglaublich anstrengend, aber auch abenteuerlich. Einmal verlieren wir den Anschluss an den Konvoi, alleine werden wir unsicher, ob das noch die richtige Strecke ist, aber freundlich werden wir von Fußgängern weiter gewinkt.

In Karrang geht es über die Grenze nach The Gambia. Für uns ist immer alles organisiert, wir müssen nur warten und auf das Aufbruch-Zeichen warten,während dessen kann man afrikanisches Leben geniesen, bestaunen und, wenn man will, sich auch hineinstürzen.

Beladen der Fähre
Beladen der Fähre

Nach der Grenze ist es nicht mehr weit bis zur Fähre über den Gambia River. Natürlich passen nicht alle Rallye Autos auf eine Fähre und so zieht sich das Übersetzen sehr lange hin. Auch hier sind die Einheimischen schnell und flexibel, besonders die Getränkeverkäufer machen Umsatz, einer nimmt sogar Euromünzen, die er dann gegen Scheine bei anderen Rallyeteilnehmer wechselt, der verdient am meisten, glaube ich. Es gibt viele Buden mit chinesischen Tand und Billigklamotten, aber auch traditionelles und natürlich etwas zum Essen…

Die Überfahrt ist fast zu kurz, weil es so viel zu sehen gibt und die Mangroven so einen mystischen Eindruck machen in der Dämmerung.

Mytische Stimmung auf dem Gambia-River
Mytische Stimmung auf dem Gambia-River

Auf der anderen Seite werden wir voller Freude in Empfang genommen, es sei auf dieser Seite des Flusses noch viel tropischer und so sind alle froh, dass der Konvoi wieder startet. Inzwischen ist es dunkel und wir fahren alle mit Warnblinker. Man muss aufpassen den Hintermann nicht zu verlieren.
Vor uns fährt der Krankenwagen mit Blaulicht, nach einer Weile muss ich überholen, denn das dauernde Flackerblaulicht macht mir Probleme beim Sehen (und nervt mit der Zeit).

Als das Auto vor uns einen Hund anfährt, reißt der Konvoi auseinander. Der Hund rappelt sich auf und läuft weg, Gott sei Dank weiß der Fahrer den Weg. Als wir dann in die Nähe von Banjul kommen, werden wir von Polizisten eskortiert. Es war eine lange Fahrt und ich war mehr als froh bei der Ankunft im Blue Kitchen. Es gab für alle Spagetti Bolognese und ein kaltes Bier, für richtig Feiern war ich und auch der eine oder andere viel zu müde,

Mit einem Taxi fahren wir ins Lemon Creek Hotel und ich war froh ins Bett fallen zu dürfen.


Fred

Unser Campingplatz in St. Louis
Unser Campingplatz in St. Louis

Um 05:00 Uhr stehen wir auf, denn um 06:00 Uhr geht es heute Los. Eine Marathonetappe mit 560km steht auf dem Programm, und das nicht nur auf Asphalt – so zumindest die ankündigung von gestern.
Kaum drücke ich mit den Füßen die Heckklappe des Volvos nach oben, schon begrüßt uns jemand: Good morning! Einer der Hotelangestellten erwartet bereits unser Erwachen, denn er hat vom Taxifahrer den Auftrag bekommen, unser Bett in Empfang zu nehmen. An sich hatten wir ja vereinbart, wir bringen es zur Lobby, aber er will wohl auf Nummer sicher gehen :).
Also erstmal das Bettzeug raus und auf den Dachträger gelegt. Dann schneide ich die Schnüre durch, mit denen ich das Moskitonetz aufgehängt hatte. Dies fällt auf die Matratze und wird zusammen mit der ebenfalls aus dem Wagen geholt. Noch schnell der Lattenrost raus und so können wir alles wie vereinbart übergeben.

Frühstück ist als nächstes angesagt. Der Frühstücksraum ist nur zum Teil gefüllt, offenbar war der Abend gestern für den ein oder anderen doch etwas lang. Es gibt für jeden ein Ei, Tee, Weißbrot, Marmelade, Gurken, Tomaten …

Begegnungen
Begegnungen

Dann schnell Zähneputzen und unsere Sachen zusammenpacken, denn die müssen auf mehrere Autos verteilt werden. Es beginnt gerade zu dämmern, als ich die Sachen zu Norberts Transporter bringe. Der ist noch beim Frühstück, aber so ganz unbeaufsichtigt mag ich mein Gepäck dann doch nicht lassen. Einige Hotelangestellte streifen um die Autos, um noch das Eine oder Andere erhaschen zu können. Selbst eine zum Schrauben als Putzlappen verwendete Unterhose von mir wird wieder aus dem Müllbeutel gezogen.
Als Norbert auftaucht, verstauen wir das Gepäck, dann mache ich mich auf die Suche nach Achim, bei dem ich heute mitfahren darf. Elisabeth fährt bei Simon mit, der ebenfalls alleine unterwegs ist.

Der sucht auch schon nach mir und empfängt mich ein wenig unwirsch. Es ist 4 Minuten nach sechs, sechs Uhr war ausgemacht. Ich entschuldige mich und versuche zu erklären, weshalb ich so spät dran bin, während Achim den Mercedes aus der Hotelanlage auf die Straße fährt und versucht im Konvoi so weit wie möglich nach vorne zu kommen.
Es dauert dann doch noch fast 20 Minuten bis alle Fahrzeuge startbereit sind und sich die Kolonne in Bewegung setzt. Der Geländewagen vom Zoll eskortiert uns auch heute wieder – so sparen wir uns lästiges Ein- und Auszollen der Fahrzeuge.

Startschwierigkeiten
Startschwierigkeiten

Die Halbinsel verlassen wir über die Eiffel-Brücke, im Kreisverkehr danach wechseln wir auf die N2 in südlicher Richtung, die noch ein paar Kilometer am Ostufer des Senegal River entlangführt. Später führt die Straße südöstlich, bevor sie bei Rao nach Osten schwenkt. In Fas Ngom halten wir an einer Tankstelle, auch Achim fährt zum Tanken und zahlt – mangels Landeswährung in Euro. Ich gebe die Hälfte des Betrages dazu. Mittlerweile ist sein Ärger verraucht, wir beginnen uns nach und nach kennen zu lernen. Sein Sohn und ein Frund von ihm fahren auch mit, Achim wollte hinter denen fahren. Als die bei der Tanke dann aber kommunizieren, dass sie sich eher weiter hinten einreihen wollen, entscheiden sie sich, getrennt zu fahren.

Es dauert geraume Zeit, bis alle Fahrzeuge betankt und bereit sind für die Weiterreise. Ein Kleinbus springt nach dem Tanken nicht mehr an, ruck zuck steigen alle Insassen aus und schieben ihn an. Ein paar Neugierige Blicke der Einhemischen, viel Aufsehen erregen wir hier nicht. Das wird sich im Laufe des Tages noch ändern.

Öffentlicher Personennahverkehr im Senegal
Öffentlicher Personennahverkehr im Senegal

Weiter geht es, über kleine, kurvige Asphaltstraßen, bevölkert von teils abenteuerlichen Autos, Lkw’s und Bussen, aber auch von Eselskarren, Tieren und Menschen, die die Straßen kreuzen. Ich genieße die Position des Beifahrers, denn so kann ich schauen und auch immer mal wieder die Kamera zücken. Achim holt ebenfalls sein Handy raus, nestelt daran herum und will auch Fotos machen. Ich biete mich als Fotograf an und auch, dass er selbstverständlich auch meine Bilder haben darf. Er drückt mir sein Handy in die Hand und so wechsle ich immer wieder zwischen der Canon und dem Handy beim fotografieren.

Wir sind recht schnell ins Gespräch vertieft, unterhalten uns angeregt über die Rallye, die unterschiedlichen Lebensläufe zwischen mir als Wessi und ihm als Ossi, finden Gemeinsamkeiten und auch vereinzelt gegensätzliches. Zwischendurch kommt mal eine Information durchs Funkgerät. Achim, der bisher alleine im Auto unterwegs war, lernt nach und nach die Vorteile eines Mitfahrers zu schätzen. So muss er nicht mehr während der Fahrt nach Essen und Trinken nesteln und auch seine Medizin bekommt er von mir fertig dosiert zugereicht.

Moschee
Moschee

In Louga verlassen wir die N2 und halten uns südöstlich nach Ourak, wo wir wiederum auf die R31 wechslen, die nach Süden führt. Wir genießen doe Fahrt und den Blick nach draußen. In den Dörfern sehen wir mehr und mehr Leben, je später es wird. Ab und an Moscheen am Straßenrand, die einen deutlichen Kontrast zu den eher ärmlichen Hütten der Dörfer stehen, Rinder- Schaf- und Ziegenherden. Für die zahlreichen Eselskarren verläuft eine eigene Piste neben der Straße, teilweise sind dort ebensolche Kolonnen unterwegs, wie wir sie auf der Straße bilden. Wir überholen Kleinbusse, vollgestopft mit Menschen, teilweise stehen diese auf der hinteren Stoßstange oder sitzen auf dem Gepäck am Dachträger. Krass.

Wir erregen Aufmerksamkeit
Wir erregen Aufmerksamkeit

Längst ist aus der Asphaltstraße eine staubige Piste geworden, auch die R30, auf die wir in Doyene Dhakar wechseln, ist nicht asphaltiert. Unser Konvoi ist auch nicht mehr so unbeachtet wie am Morgen. Wann immer wir in einer Ortschaft zum Stehen kommen, bekommen wir neugierige Blicke, die Kinder kommen auf uns zu und schauen sehnsuchtsvoll in die Autos. Wenn sich dann eine Tür oder ein Fenster öffnet und eine Kleinigkeit herausgereicht wird, ein lauter Freudenschrei, die Kinder laufen davon, die Trophäe in der hochgerechten Hand. Das führt dazu, dass aus allen Winkeln und Ecken weitere Kinder herangerannt kommen. Cadou, Cadou .. rufen sie, erst viel später verstehe ich die Vokabel – die übrigens auch in rumänisch Geschenk bedeutet.
Der Trabi fährt vor uns und ist der absolute Star unter den Fahrzeugen. Er hat einen Riss im Krümmer, weshalb sich die 600 Kubik des kleinen Zweizylinders anhören wie ein Großer. Immer wenn die Jungs dann auskuppen und ein paarmal aufs Gaspedal treten, wird das durch jubeln, lachen und winken vom Straßenrand belohnt. Wir fahren die meiste Zeit direkt hinter ‚Dieter de Luxe‚, wie der grüne Pappkamerad liebevoll genannt wurde und sonnen uns ein wenig im Windschatten des Ruhms des Zwickauer Automobils.

Szenen am Rande der Piste
Szenen am Rande der Piste

Ab und an zerreist der Konvoi. Sei es, wegen dem Verkehr oder aus Unachtsamkeit der Mitfahrer. Da wir relativ weit vorne eingereiht sind, merken wir das nur daran, dass die Kolonne immer mal wieder stoppt, um die Anderen aufschließen zu lassen. Es muss hinter Darou Mousti sein, als wir wiederum so einen Halt einlegen – ganz bewusst ein paar Kilometer hinter dem Ort. Das tut aber keinen Abbruch. Ob wohl weit und breit kein Gebäude zu sehen uist, kommen die Kinder über die Felder herangerannt, in Schuluniform. Anscheinend ist die Schule gerade aus. Wenig später sind auch Frauen – teils mit kleinen Kindern – da. Im Nu hat das Ganze ein Ausmaß erreicht, wo der Spaß in Streß wechselt. Die Frauen mit den kleinen Kindern gehen von Auto zu Auto, klopfen an die Scheibe, Die Kinder umringen die Ausgestiegenen, Wenn ein kleines Kind ein Spielzeug bekommt, wird dieses von einem Großen entrissen, auch wenn der nichts damit anfangen kann. Krass.

Kinder und Frauen versuchen, kleine Gescheinke zu ergattern
Kinder und Frauen versuchen, kleine Gescheinke zu ergattern

Elisabeth und ich entscheiden uns dazu, hier nichts mehr zu verteilen. Elisabeth setzt sich ins Auto, um dem Ansturm zu entgehen. Die Nossener nutzen die Zeit, um eine Reparatur am Krankenwagen vorzunehmen, während ich mit der Kamera herumstreife.

Dann endlich geht es weiter. Man muss die Kinder schon barsch anschreien, damit sie Platz machen. Manche versuchen sich, an den Dachgepäckträgern festzuhalten um mitzufahren. So krass habe ich es noch nie erlebt, aber ich erinnere mich an meine eigenen Hilfsprojekte, wo ich anfangs auch versucht habe, meien Güter direkt an den Mann/die Frau/das Kind zu bringen. Das kann nicht funktionieren, weil man selten genug für alle dabei hat.

Touba umfahren wir großräumig. Ob wohl der Wikipedia-Eintrag dafür verantwortlich ist? Wikipedia sagt: Touba ist das Zentrum der Mouriden. In der Stadt herrscht ein strenges Alkohol- und Rauchverbot. Dann wechseln wir auf die N3 und haben wieder Asphalt unter den Rädern. Mal eine Gelegenheit, mit offenen Fenstern zu fahren um so ein wenig kühlenden Fahrtwind abzubekommen.

Rallye-Pistenfeeling
Rallye-Pistenfeeling

In Diourbel verlassen wir die N3 und halten uns südlich auf die Grenze zu. Die Straße oder besser Piste, die wir nun befahren, ist gerade im Bau. Während seitlich von uns die neue Trasse entsteht, quälen wir uns durch einen unbefestigten Bereich voller Spurrillen und Schlaglöcher. Wieder einmal vermisse ich mein Motorrad, mit dem ich hier so richtig Spaß hätte. Die Fahrer der Fahrzeuge sind konzentriert darauf, eine Spur zu finder, auf der man zumindest den großen Löchern entgeht, jedes Fahrzeug wirbelt eine Staubfahne auf und macht das Ganze noch komplizierter. Die Teams,  die Fahrzeuge mit viel Bodenfreiheit haben, nutzen die Chance, um im Konvoui weiter nach vorne zu kommen. Ein gefährlichers Vorhaben, denn es kommt dabei oft zu beinahe-Kollosionen, weil ein zu Überholender plötzlich einen Schwenk zur Seite macht, um einem Schlagloch auszuweichen. Kommt es zu einer Pause, dann wird das schonmal lautstark ausdiskutiert. Na ja, wir fahren schon seit vielen Stunden, die Sonne brennt unbarmherzig, die Straßen erfordern vollste Konzentration, das schwächt auch mal das Nervenkostüm.

Mit Kind und Kegel
Mit Kind und Kegel

Kaolack erlebe ich als Stadt der Mopeds – ja, die mit nur einem p. Ich glaube, hier kommen auf ein Auto 15 Mopeds. Da sitzen dann auch gerne mal 3 Leute drauf und haben noch jede Menge Gepäck dabei. Nicht selten auch lebende Haustiere. Die Mopeds sind halt in der Lage, auch in der rush-hour Waren von A nach B zu bringen. Zimperlich sind die nicht, wer bremst verliert. Wer nicht bremst aber vielleicht auch – die Gesundheit oder das Leben. Aber darüber denkt hier niemand nach.

In Keur Ayip erreichen wir die Grenze zu Gambia. Auch hier gibt es wieder einen Stop. Ein Mitarbeiter der DBO kümmert sich um die Grenzformalitäten. Ab hier gehen die Fahrzeuge formal in den Besitz der DBO über, was uns den Behördenkram erspart. Während wir – zum warten verdammt – in oder um den Fahrzeugen stehen, kommen Einheimische mit Tabletts und verkaufen Nüsse oder Getränke.

Begegnungen
Begegnungen

Am Ende der Stadt erreichen wir den Fährhafen. Auch hier ist wieder warten angesagt. Fliegende Händler verkaufen eiskalte Cola oder eiskaltes Bier. Leider habe ich weder Euro-Münzen noch senegalisches Geld und muss mich deshalb mit meinem warmen Wasser begnügen. Ich komme mit ein paar Leuten ins Gespräch – unter anderem mit dem Lademeister der Fähre. Sowohl er, als auch so manch andere fragen, ob unsere Fahrzeuge zu verkaufen wären. Ja, antworte ich und gebe Datum und Ort der Versteigerung an. Bin gespannt, ob jemand dort erscheinen wird.

Dann endlich – wir dürfen auf die Fähre. So eng wie möglich wird die beladen. Die Fahrer der Transporter müssen in den Fahrzeugen bleiben, weil der Zwischenraum nicht ausreicht, die Tür zu öffnen. Ich gehe derweil auf die Galerie hinter dem Steuerstand. Als die Fähre ablegt, schaue ich dem Schiffsführer bei der Arbeit zu – alte Seemannskrankheit ;). Ein Matrose sieht das und winkt mich heran. Ich darf in den Führerstand und dort auch Fotos machen.

Unser Kapitän
Unser Kapitän

Die Fahrt dauert nur wenige Minuten, dann fahren wir von der Fähre und reihen uns ein paar Kilometer weiter am Straßenrand auf. Nicht alle Fahrzeuge haben auf die Fähre gepasst, wir müssen mal wieder warten. Während das Warten auf der anderen Seite kurzweilig und angenehm war, ist es hier eine Strapaze. Um uns herum Sumpfgebiet, entsprechend schwül ist die Luft. Moskitos gibt es auch. Im Nu bin ich durchgeschwitzt und muss deshalb auch immer wieder Mückenschutzspray auftragen. Hier ist Malariagebiet und mit den kleinen Viechern nicht zu spaßen.
Es dauert unendlich lange, bis der Rest der Fahrzeuge nachkommt. Die Sonne geht gerade unter, als die ersten davon heranrollen. Bis wir weiterfahren, ist es vollends dunkel.

Öffentlicher Nahverkehr in Gambia
Öffentlicher Nahverkehr in Gambia

Der Konvoi setzt sich in Bewegung, eskortiert von einem Polizeifahrzeug am Anfang und am Schluß. Alle haben den Warnblinker an, um uns als Verkehrshindernis zu kennzeichnen. Wir fahren durch Jenoi in südlicher Richtung bis Pakalinding, wo wir nach Westen auf die South Band Road einbiegen. Die Extremetappe und das Warten fordern ihren Tribut, bei Achim ist die Luft raus. Einem Hund am Straßenrand wäre es fast zum Verhängnis geworden. Ich versorge den Achim mit
Traubenzucker aus meinem Fundus und konzentriere mich ebenfalls auf die Straße. Einen kurzen Halt vor Kolior Sulah Kunda nutzen wir, um die Seiten zu wechseln. Ab jetzt sitze ich hinter dem Steuer, während Achim kurze Zeit später auf dem Beifahrersitz schläft. Die Fahrt zieht sich, in der Dunkelheit geht es nur langsam voran und die vielen Warnblinker irritieren. Über 170km Nachtfahrt sind es bis zu unserem Ziel.

Immer noch im Einsatz
Immer noch im Einsatz

In Brikama wechseln wir auf den Brikama Highway, der uns nördlich in Richtung des Flughafen von Banjul bringt. Nachdem wir diesen passiert haben, biegen wir auf den Au Summit Highway nach Westen ab. Noch ein paar abenteuerliche Kilometer bis zum Blue Kitchen. Endlich – angekommen!
Es folgt eine kurze Begrüßung, wir genießen die kalten Getränke und das Abendessen. So richtig Feierlaune will trotz der Euphorie nicht aufkommen, wir sind einfach viel zu geschafft. Deshalb machen wir uns auch bald auf den Weg ins Hotel. Zum Ersten Mal seit Marrakesch haben wir uns wieder ein Hotel gegönnt.
Wir fragen die Bedienung, ob sie uns ein Taxi rufen kann. Kein Problem, meint sie – geht aber nicht zum Telefon, sondern zum Eingang. Dort winkt sie uns zu, wir sollen ihr folgen. Sie stellt sich an die Straße, hebt den Arm und schon bremst ein Taxi neben uns. Auch die Preisverhandlung übernimmt sie – wir hatten vorher gefragt, was es von hier zum Hotel kosten darf. Wir bedanken uns und steigen ein. Der Fahrer legt los. Auf dem Armeturenbrett ein Cannabis-Aufkleber, aus dem Radio Reggae-Musik.

Seit Marrakesch das erste Bett
Seit Marrakesch das erste Bett

Ein paar Kilometer weiter biegen wir von der Straße in eine Piste ein. Riesige Schlaglöcher, keine Beleuchtung, Hunde auf der Straße und nach einem Hotelkomplex sieht es hier auch nicht aus. Doch dann sehen wir doch ein Hotelschild im Licht der Scheinwerfer auftauchen. Leider nicht unseres. Der Fahrer fragt den Bediensteten am Tor, dann biegt er links ab und nochmal rechts – hier sind wir richtig.

Wir checken ein, ein Bediensteter bringt das Gepäck aufs Zimmer. Es ist ein ganzes Stück zum Laufen durchs Hotelgelände. Dafür haben wir Blick aufs Meer. Der ist uns im Moment aber ziemlich egal. Schnell noch Zähne geputzt und das Moskitonetz in Funktion gebracht und schon hochen wir an der Matratze.

Was für ein Tag!


Tagesetappe 26.11.2016
Tagesetappe 26.11.2016

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