21.11.2015 Nouakchott (Fred und Elisabeth)
Da wir uns heute auftrennen, gibt es zwei Tagesberichte
Fred
Wir stehen auf und machen gemeinsam mit dem Team Jost Frühstück. Aus einer Bäckerei in der Nähe habe ich frisches Brot und Croissants geholt, während Elisabeth die restlichen Eier kocht.
Dann denken wir darüber nach, wie wir das Moskitonetz im Auto befestigen. Elisabeth möchte es gerne an den Dachhimmel nähen, ich glaube nicht dass das funktioniert. Meine Variante wäre eine mit einer Schnur, die wir im Auto spannen. Elisabeth zieht los, um in einem der umliegenden Läden nach so einer Schnur zu gucken. Bald darauf kommt sie mit zwei Wäscheleinen zurück. Ein paar Versuche hat sie benötigt, meint sie und ist ein wenig stolz, dass sie nur mit Händen und Füßen ihr Anliegen kommunizieren konnte.
Während wir im Sand unter dem Schirm sitzen, wird das Tor aufgemacht. Aber nicht – wie erhofft – von Ali mit dem Werkzeug in der Hand. Nein, der Sprinter mit Falk und Martin rollt in den Hof. Die hätten wir am wenigsten erwartet. eigentlich sollten sie schon auf dem Weg in die Wüste sein. Zwischen einigen Telefonaten erklärt mir Falk, dass es ein Problem mit einem der Mercedes gibt und sie deshalb kurz hinter Nouakchott wieder umgedreht und am Campingplatz übernachtet haben, um das Ersatzteil zu besorgen. Damit erklärt sich auch, weshalb Ali noch nicht, wie zugesagt, hier angekommen ist. Der ist dabei, den Querlenker aufzutreiben.
Nachdem die Telefonate abgewickelt sind, setzen sich Falk und Martin zu uns, um zu warten. Wenn unsere Reparatur schnell abgewickelt wird, dann könnten wir mit ihnen mitfahren, sagt Falk zu mir. Elisabeth ist gleich Feuer und Flamme, denn vor allem auf die Strandpassage hatte sie sich sehr gefreut.
Als dann einige Zeit später das Ersatzteil kommt – Falk und Martin schlafen mittlerweile im Sprinter – ist Ali nicht dabei. So wird es wohl nichts mit der Wüstentour für uns. Falk sieht die Enttäuschung bei Elisabeth und sagt, sie könne bei ihnen mitkommen. Wir haben aber kein Zelt dabei. Er meint, wenn sie damit klarkommt, auf dem Rücksitz zu schlafen wäre das kein Problem. Na ja, andererseits will sie uns aber nicht im Stich lassen. Ich ermuntere sie mitzufahren, denn hier kann sie doch nichts ausrichten. Es reicht schon, wenn ich hier die Zeit totschlagen muss. Sie packt ihre Sachen zusammen und entschließt sich doch dafür, mitzufahren. So rollen die drei mit dem Wüstenführer und dem Querlenker vom Hof. Wenig später kommt Salek aufgeregt vorbei und benötigt vom Team Jost das Handyfoto von den Zollpapieren. Falk wurde aufgehalten und hat sie nicht dabei. Irgendwie wird das Foto zu Falk übertragen und so das Problem aus der Welt geschafft.
Um 12:30 Uhr kommt dann endlich der Ali mit dem neu gekauften Werkzeug in der Hand. Neu ist es nicht, aber es ist die passende Größe. Ein paar Prellschläge auf die Inbusschrauben, dann setzt er den Schlüssel an. Die Schrauben sind hartnäckig. Mit einer Gripzange verlängert er den Hebelweg. Jede Schraube gibt mit einem Ruck nach, was dazu führt, dass er sich jedesmal die Hand irgendwo anschlägt. Schutzkleidung wie Handschuhe gibt es hier nicht.
Irgendwann sind dann doch alle Schrauben draußen und er kann die Riemenscheibe mit viel Ruckelei abnehmen. Im Hintergrund sieht man das Ritzel, über das der Zahnriemen läuft. Es ist von der Kurbelwelle gerutscht und durch die Spannung ist es nun etwas seitlich verschoben. Ich bin schon gespannt, wie er das wieder einfädelt. Ohne lösen des Steuerkettenspanners wird das wohl nicht möglich sein.
Er trennt die Riemenscheibe und so kann ich den zerbröselten Gummi sehen, mit dem die beiden Scheiben eigentlich fest zusammenvulkanisiert sind. Bevor er damit losfährt, mache ich noch ein Foto von dem Teil.
Als Nächstes ist der Blaue an der Reihe. Es wird diskutiert, wie man das Fahrzeug am Besten zur Werkstatt schleppen kann, bis Daniel meint. Wir können ihn auch einfach dahin fahren. Das vereinfacht die Sache merklich. Schnell werden noch diverse Kisten aus dem Auto geholt, dann machen sich Ali und Daniel auf den Weg in die Werkstatt. Peter und ich sind wieder zum Warten verdonnert. Die Zeit nutzen wir, um uns angeregt zu unterhalten.
Zwischendurch spanne ich die Wäscheleinen durch den Volvo und befestige mit Kabelbindern das Moskitonetz daran. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden, es wird so, wie ich es mir gedacht hatte.
Irgendwann kommt Ali mit David zurück – leider ohne meine Riemenscheibe. Das klappt erst morgen, erklärt er mir. Daniel erzählt, dass sie zu einer Werkstattstraße ähnlich wie in Dakhla gefahren sind und dort den Zylinderkopf des Boliden wieder abgenommen haben. Einen Schlauch, bei dem die Schrauber in der Wüste nicht mehr wussten, wo dieser hingehört, hat Ali vorher einfach auf den richtigen Stutzen geschoben. Ein kurzer Test ergab aber leider, dass es nicht der Grund für das Fehlverhalten des Motors ist.
Wir telefonieren noch kurz mit Salek und ich lasse ihn übersetzen, dass ich gerne den Heizungskühler stillegen möchte. Ich hoffe, Ali bringt dafür morgen ein paar passende Schrauben und Schlauchschellen mit, so dass ich die Schläuche einfach durchschneiden und mit den Schrauben verschließen kann.
Nachdem wir wieder alleine sind, beschließen wir, Nouakchott mal ein wenig zu Fuß zu erkunden. Wenn möglich, möchte Peter seine restlichen Dirham in Ouguiya tauschen. Wie schon gestern Abend mit Elisabeth werden wir von jeder Menge Schwarzhändlern angesprochen, das lehnen wir aber ab. Die Wechselstuben haben heute zu, aus dem Vorhaben wird leider nichts. Wir schlendern die Straße entlang hinunter zum Markt und durch diesen hindurch. Ein wenig wie ein Souk ohne Dach, für mich ein gewohnter Anblick. Peter meint, er fühlt sich hier nicht sehr wohl. Dennoch vertrauen mir die beiden und folgen mir tapfer.
Am anderen Ende des Marktes angekommen, halten wir uns rechts und gehen über eine Straße langsam wieder zurück in Richtung unserer Auberge. Peter ist fasziniert von dem Verkehrschaos an den Kreuzungen. Hupende Autos aus allen Richtungen, Menschen, die todesmutig dazwischen die Straßen überqueren, Rollstühle auf der Fahrbahn und immer wieder Eselskarren mit Obstkisten – für den unbedarften Europäer unvorstellbar, dass das funktioniert.
Zahlreiche Beulen in den Autos zeugen jedoch davon, dass es nicht immer ohne Kontakt klappt. Daniel meint, er vermisst hier Roller und Mopeds wie in Marrakesch, die wären doch prädestiniert für den Verkehr hier. Vielleicht ist es halt einfach zu gefährlich hier – so ganz ohne Knautschzone, erwidere ich.
In einem Mini-Markt kaufe ich noch ein paar kalte Getränke, dann schlendern wir zurück zur Unterkunft. Da haben wir ja wichtiges zu tun: Warten.
Als es dunkel wird, raffen wir uns nochmal auf und gehen zusammen essen – dahin wo ich mit Elisabeth gestern auch war. Die Tajine schmeckt auch heute lecker, diesmal bekommen wir nach dem Essen noch einen Teller mit Orangen spendiert. Als ich dem jungen Mann aus Gambia auch heute wieder ein Trinkgeld in die Hand drücke, erzeut das wieder das gleiche Strahlen im Gesicht und viele viele Worte des Dankes.
Zurück in der Auberge wirkt der Hof leer – so ganz ohne den dicken Geländewagen. Wir sitzen noch eine Zeitlang zusammen, bevor wir uns in die Zelte, bzw. ins Auto zurückziehen. Warten macht müde.
Elisabeth
Wir frühstücken gerade mit dem Jost-Team, als das Tor aufgeht und Falk, Martin und der Guide mit dem weißen Sprinter in den Hof rein fahren.
Sie sind gestern Abend nochmals umgedreht um ein Ersatzteil mit zur Truppe in die Wüste zu bringen.
In meinem Kopf entsteht die Idee, dass ich doch noch, zumindest die Strandfahrt mitmachen könnte, wenn ich für eine Nacht was einpacke und mitfahre. Falk meint, dass das kein Problem ist und falls ich keine andere Möglichkeit finde, kann ich auch auf den Vordersitzen des Transporters schlafen. Also packe ich meine Zudecke, eine zusätzliche Decke, 2 restliche Äpfel, mein Buch, Handy, Badeanzug… eben das Nötigste ein.
Um 11.00 ist das Ersatzteil für den Mercedes da und ich steige in den Sprinter ein, um auf einem Garten-Plastikstuhl Platz zu nehmen..vor mir sitzt ein kindgroßer Teddybär… ich denke, wenigstens falle ich weich bei einer unerwarteten starken Bremsung.
Bei der letzten Polizeikontrolle ergeben sich Probleme, da Falk für das Fahrzeug die Zollpapiere nicht dabei hat. Ich bleibe ganz ruhig im Wagen sitzen und lausche der Diskussion, ich bin ganz sicher, dass nach angemessener Zeit das Problem gelöst sein wird. Kaum eine halbe Stunde später sind wir wieder auf Tour. Nach etwa 100 km biegen ab Richtung Strand und Nationalpark. Falk handelt am Posten noch die Gebühren aus (für mich 1200 Ouguiya entspricht etwa 3,50 Euro)…nach 50 km stoßen wir auf die Truppe, noch eine kurze Wüstenetappe und wir werden mit großem Hallo begrüßt.
Simon (Team 668) ist alleine im Auto unterwegs und ist gleich damit einverstanden mich mitzunehmen. Fred vom Team 631 bietet mir für die Nacht sein Zelt an (er schläft immer im Freien) , Mia und Vic Team 667 , Jerome, Jonathan und Steffi Team 630 kümmern sich um mich, laden mich zum Essen ein…. Freunde gefunden in kurzer Zeit..
Die Fahrt geht dann nur noch einige wenige Kilometer und es ist etwa 16:00 Uhr, also sehr früh, als beschlossen wird das Camp aufzubauen, da die Sandstrandpiste heute nicht mehr befahren werden kann.
Wir nutzen die Zeit um im Meer zu baden, am Strand ein wenig seine Seele baumeln lassen, mit dem einen oder anderen zu quatschen und zu diskutieren.
Abends nach den guten Spaghetti und einer wunderbar von Fred zubereiteten Apfelnachspeise, gibt es noch vom OK eine Runde super leckeres Brot.
Satt, zufrieden und glücklich schlafe ich, nachdem ich nochmals ausgiebig den Sternenhimmel genossen habe, ein.
Mauretanien
Bilder des Tages