Gegen 6:00 Uhr kitzeln uns die ersten warmen Sonnenstrahlen aus dem Schlaf. Der war kurz, aber erholsam. Wir inspizieren den Platz, den wir gestern Nacht angefahren haben. Es ist ein Parkplaz vor dem Sportheim des ansässisgen Fußballclubs.
Öl und Kühlwasser gechecked, kurze Morgentoilette, dann fahren wir ins Dorf auf der Suche nach einen Bäckerei. Die finden wir auch bald und genießen Latte Macciato und Croissant. Dann an der Tanke noch schnell vollgemacht, hier ist es 10 Cent billiger als an der Autobahn. Auf die biegen wir dann auch bald ein.
Die nächste Raststätte nutzen wir, um uns zu waschen etc. Auch heute wieder ein sonniger, wolkenloser Tag.
Ich setze mich ans Steuer und starte den Motor. Im Rückspiegel sehe ich den Schatten der Abgase. Komisch, denke ich mir. Dann sehe ich auch gleich das Dilemme. Weißer Qualm kommt aus dem Auspuff. Sch… Kopfdichtung durch, schießt es mir durch den Kopf. Ich drehe den Zündschlüssel – Elisabeth guckt mich fragend an. Houdston, wir haben ein Problem.
Erstmal durchrollt mich einen Welle der Enttäuschung, dann fängt das Getriebe im Kopf an zu ratten. Welche Möglichkeiten haben wir? Dass wir auf die schnelle eine Kopfdichtung bekommen scheint aussichtslos. Dazu ist unser KJ zu selten. Nur 71 Stück sind in Deutschland derzeit noch zugelassen. Das Libero-Forum auch unerreichbar und wenn, dann müsste man ja da erst hinkommen. Heinrich, DER Liberoexperte auf diesem Planeten restauriert FA, der hat bestimmt auch keine KJ-Dichtung auf Lager.
Plan B: Wir nehmen den Focus. Darüber hatten wir vor ein paar Wochen schon einmal nachgedacht, als wir noch nicht sicher waren, ob wir den Libero fit bekommen.
Während ich den ADAC anrufe, überlegt Elisabeth, ob sie mit dem Zug nach Hause fährt, um das Auto zu holen. Macht aber wenig Sinn, denn wir brauchen die Dachbox, wenn wir im Auto schlafen wollen.
Die 20 Minuten, die es dauern soll, sind orientalische. Ewige Zeiten später kommt der Abschlepper und bringt uns erstmal auf den Autohof. Dort wird telefoniert und überlegt, was günstiger wäre. Eine Woche Leihauto bekommen wir angeboten, um unsere Fahrt fortzusetzen. Ich will aber nicht durch die Baltischen Länder mit einem Leihauto. Nachdem eine Kopfdichtung nicht aufzutreiben und damit der Wagen nicht zu reparieren ist, kommt auch ein Rücktransport in Frage. Der Sammeltransport oder Einzeln? Das klärt der freundliche junge Mann am Telefon mit dem ADAC. Wenig später wird unser Libero auf ein kleineres, schnelleres Auto umgeladen, ein Fahrer angerufen und wir sind wieder auf der Autobahn – diesmal in umgekehrter Richtung.
Der Fahrer nimmt den Auftrag ernst: Die Beiden müssen morgen früh um 10:00 in Hamburg sein, hatte der Chef gesagt. Die brauchen einen schnellen Transport, damit sie umladen und wieder losfahren können.
Entsprechend schnell sind wir auch unterwegs – bis auf ein paar Staus in den Baustellen. Gegen 15:30 ist der Libero zu Hause abgeladen und die Formalitäten erledigt.
Ich stelle den Focus daneben und wir probieren zuerst, ob die Matratze passt. Das tut sie. Alles Andere kommt erstmal oben drauf. Dann fahren wir raus in meine Werkstatt, wo ich die Dachbox montiere und wir einen Großteil unserer Sachen da hinein verstauen. Um 17:00 Uhr starte ich den Motor und fahre durchs Hinterland direkt nach Friedberg auf die Autobahn. Doch schon in Neusäß fahren wir wieder ab. Ein Auto brennt und es gibt 6km Stau. Den umfahren wir – etwas zuckelig, aber immer noch besser als stehen.
Kurz vor Ochsenfurt wechseln wir die Plätze. Elisabeth macht Strecke und gibt dem Focus ordentlich die Sporen. Als es dunkel wird, nimmt sie etwas das Tempo raus und wir schwimmen im Verkehr mit.
nach ungefähr 13 Stunden passieren wir wieder die Raststätte, wo das Dilemma begann. 900km liegen dazwischen. Damit dürften wir wohl die längste Anfahrt aller Rallyteteilnehmer haben. Wären wir abergläubisch, dann würden wir es auf den Tag heute schieben: Freitag der 13. und noch dazu Vollmond – das gibt es nur alle 50 Jahre. Wir sehen es eher der alten Technik geschuldet.
Gegen halb elf klingelt mein Handy. Heinrich – der Liberoexperte ist am anderen Ende. Da kann etwas nicht stimmen bei euch meint er. Wir hier im Forum beobachten euer Tracking. Die Geschwindigkeit, die ich da vorlegt, die ist mit dem Libero nicht zu schaffen. Ich erzähle ihm unser Malheur – er hätte zwei Kopfdichtungen da, meint er. Tja, man soll halt doch fragen. Eventuell hätte uns der ADAC auch nach Porta Westfalica geschleppt.
Jetzt ist es so, wie es ist. Das Abenteuer findet statt, halt ohne den Libero. Wir wären gerne mit ihm ans Nordkap gefahren – aber da finden wir noch eine Alternative. Heinrich beitet uns auch seine Unterstützung an, er spricht russisch und kennt sich dort auch ein wenig aus – was unter Umständen ein großer Vorteil sein kann. Da kommen wir natürlich gerne darauf zurück.
Wir fahren weiter durch die Nacht, die Kilometer bis nach Hamburg werden langsam weniger.
Gegen 23:00 Uhr übernehme ich wieder das Steuer für den Rest der Strecke. Um halb zwei sind wir dann an der Adresse angelangt, wo wir die Aufkleber bekommen. Wir richten direkt am Parkplatz dahinter unser Nachtlager ein.
Das Team funktioniert!